Als ich noch zur Schule ging, hab ich auch Nachhilfe gegeben; wofür und für wen weiß ich nicht mehr, aber die Eltern von meinem einem Nachhilfeschüler haben mir damals einen riesigen Gedichtband geschenkt. Das große deutsche Gedichtbuch, aus dem Athenäum-Verlag. Den hab ich immer noch und stöber grad in ihm rum. Und es überrascht mich gar nicht, daß er auf eine Rilke-Seite aufschlägt.
Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt -und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
Kommentare