Statt daß wir von draußen vom Wald kommen, kommt der Wald zu uns:
Mein Baum
Als ich einschlief, dachte ich,
es wäre eine Bronchitis,
oder ich hätte nur zuviel geraucht.
Doch dann wuchs mir
ein Baum aus der Brust,
verzweigte sich, trieb Blätter.
Vögel setzten sich auf die Äste,
fingen zu zwitschern an.
Die Wurzeln umklammerten mein Herz,
drangen ein in seine Kammern.
Es schlug durch den Stamm
hinauf bis in die letzten Zweige.
Mein Blut nährte den Baum,
füllte die Adern der Blätter,
und er atmete mit mir ein und aus.
Wie sollte ich je wieder aufstehen können
mit diesem Baum in der Brust?
Wie durch die Tür gehen?
Leichter wächst da mein Baum
durch die Zimmerdecke, durch das Dach.
Ja, nur so kommen wir aus dem Haus.
___________Wolfgang Bächler
stark! kannte ich bisher noch nicht
Kommentiert von: Liisa | 07. Dezember 03 um 02:03
Hatt ich auch schon lange nicht mehr gelesen. Das ist wirklich wunderbar, meine Poesiekladde so richtig ausgiebig zu ... ääähhh ... durchforsten (pardon the pun).
Kommentiert von: Elke Sisco | 07. Dezember 03 um 09:02