Es gibt so Zeilen, die tauchen immer wieder in meinem Kopf auf - manche sind schon so lange Teil meines Gedankenschatzes, daß ich bisweilen gar nicht mehr weiß, woher ich sie kenne. "Dieses niemals aufgeräumte Land" ist so eine Zeile - die fällt mir besonders gern ein, wenn ich beim Zugfahren aus dem Fenster gucke.
Bildnis einer Landschaft
Dieses niemals aufgeräumte Land,
Dieses Labyrinth von Ding zu Ding,
Die künstlich oder abgestorben sind,
Durchwandern meine Schritte selbst im Schlaf.
Solch ein Haus, das, seltsam halbgebaut,
Schon das nahende Verfallen spürt,
Geht so lächerlich zugrund wie ich,
Der noch dieses unbekannte Stück
In dem Wirrsal von Gewächsen, Schutt
Und bizarren Straßen weiter muß.
Ich erinnere mich ungewiß
Der Gebärden einer jungen Frau,
Die ich liebte, lang, vor Tag und Jahr ...
Rötlich wird ein Stück am Horizont,
Ein geköpfter Hahn verlor den Schrei.
Früher Schnee stäubt auf die Unordnung.
__________________Eugen Gottlob Winkler
oh Mann, das ist ein absolut schönes Gedicht! Ich bin total hin und weg ... und irgendwie paßt es auch genial zu manchem meiner Fotos von verfallenen Gebäuden. Schreibt sich der Dichter tatsächlich mit zwei i oder ist das ein Vertipper?
Kommentiert von: Liisa | 18. Dezember 03 um 01:56
Nee, keine zwei ii - da war mein Finger zu langsam oder meine Taste zu schnell ... schon korrigiert!
Kommentiert von: Elke Sisco | 18. Dezember 03 um 09:18